Montag, 23. November 2020

Teil 2 Eisenerzer Alpenkammweg, vom Hinkareck zur Mödlinger Hütte

Wie ihr euch vllt noch erinnern könnt, haben eine gute Freundin und ich letztes Jahr den Plan gehabt die Reichensteintraverse als Tagestour zu machen (Link zum Blogpost). Doch leider verloren wir irgendwie irgendwo zu viel Zeit und brachen deshalb am späten Nachmittag beim Antonikreuz vorm Hinkareck ab und stiegen hinunter nach Wald am Schoberpass. Etwas mehr als die Hälfte war geschafft - aber der Rest wartete noch auf uns (ca. 15km und 1300hm). 

Jetzt, ein Jahr später, wurde es wieder Zeit den restlichen Abschnitt in Angriff zu nehmen. Da es auf diesem Abschnitt keine Hütte gibt, gab es drei Möglichkeiten:

1. Nachfragen bei der Seekaralm ob man die Notschlafstelle benützen darf. Die Alm liegt ca. 300Hm unterhalb der Kamms auf der Seite von Radmer. 

2. In der Früh von Wald am Schoberpass aus starten - noch ca. 1000Hm zusätzlich - und alles als Tagestour machen. 

3. Am Abend auf den Kamm aufsteigen und dort übernachten und am nächsten Tag von dort direkt in den letzten Abschnitt starten. 

Wir wählten natürlich Möglichkeit Nr. 3 - ein bisschen Abenteuer muss schon sein. Aufmerksame Leser werden sich jetzt fragen ob das überhaupt erlaubt ist dort oben zu übernachten. Ja ist es! Die Steiermark gehört zu den kulanten Bundesländern wo geplanten übernachten im alpinen Ödland erlaubt ist oder zumindest nicht ausdrücklich verboten, aber es gilt immer: Nichts zurücklassen! 

Freitag 18. September 2020

 

Nach der Arbeit ging es gemeinsam mit Andrea und zwei vollgepackten Rucksäcke nach Wald am Schoberpass. An der dortigen Bahnhaltestelle stellten wir das Auto ab und gingen den Weg, der letztes Jahr das Ende der Tour bedeutete wieder hinauf bis zum Eisenerzer Alpenkamm zum Antonikreuz. Das Wetter war atemberaubend schön, strahlend blauer Himmel und fast windstill. Da wir kurz vor Sonnenuntergang oben ankamen bauten wir auch alsbald mein Zelt auf - Premiere! 


Ich traute mich bis dato einfach nicht allein drin in der "Wildnis" zu übernachten, so bin ich froh, das ich das erste Mal mit einer guten Freundin erleben darf. Es ist natürlich klar das die Sorge, das etwas hier in den österreichischen Alpen passiert wenn man am Berg übernachtet sehr gering ist, aber naja Sorgen und Ängste sind leicht mal irrational. So war ich froh eine "entschärfte" Version erleben zu dürfen - nächster Evolutionsschritt ist dann wirklich allein im Zelt zu übernachten auf einer Weitwanderung. Aber nicht mehr heuer ;)

Der Platz war sicher nicht ideal, das war uns klar, denn wenn der Wind aufkommt in der  Nacht, dann schüttelt es uns durch - dem war dann auch so. Allerdings gab es oben am Kamm nicht viel ebene Flächen und geschützte schon gar nicht. Hier schützten wenigstens die Latschen ein bisschen.

Die Nacht verlief eigentlich sehr gut, ich stand einmal in der Nacht auf um das Zelt abzuspannen, wachte 2-3 weitere Male auf aber der Schlaf war sehr gut und erholsam. 

Samstag 19. September 2020

In der Früh ging ein fürchterlicher kalter Wind, das hielt uns aber nicht davon ab den Sonnenaufgang zu bestaunen. Kaum ging die Sonne auf, tauchte sie den gerade noch klaren Himmel in dichten Nebel. Wir ließen uns darauf hin Zeit mit dem Frühstück und Abbau. Pünktlich um halb 9 als wir bereit waren aufzubrechen lichtete sich der Nebel und ein blauer Himmel und eine grandiose Aussicht taten sich auf. 


Und schon ging es ans Gipfel sammeln, am Kamm entlang ging es immer Hügel rauf und wieder Hügel runter und wieder Hügel rauf. Nicht mal alle hatten einen Namen. 

Zuerst ging es natürlich vom Antonikreuz auf das Hinkareck (1932m). Anschließend kurz bergab und wieder bergan zum Speikkogel (1972m). Die zwei Gipfel waren eine gute Übung zum warm werden. Denn alsbald ging es dann doch einige Höhenmeter bergab und gleich drauf schweißtreibend bergauf. Diesmal begleiteten einem zumindest ein paar Murmeltiere. Die Lahnerleitenspitze (2027m) lag nicht direkt am Weg, kurz vorm Gipfel zog es den Weg wieder hinab zum nächsten Törl, aber den kurzen Abstecher gönnten wir uns. 

Kaum zu glauben aber schon waren wir dann am Heiligen Brunnen kurz vor dem Leobener Törl. Wir machten die erste richtige Pause, füllten unsere Wasserflaschen wieder auf, genossen den schönen Tag und die gute Aussicht.



Der Aufstieg zum Leobener (2036m) hatte es dann eh in sich. Gut angelegt aber bei mittäglichen Temperaturen zog es sich wie ein Kaugummi die 350 Höhenmeter hinauf. Oben war dann richtig viel los, doch nur kurz, kaum verlässt man den Gipfel und steig die 350 Hm wieder bergab ist man wieder allein unterwegs. Gemählich ging es am Sonnleitenkogel (1908m) vorbei und als letzten höhren Gipfel zum Blaseneck (1969m).

Ab da veränderte sich der Weg. Es ging keine Grasberge mehr hinauf und runter sondern innerhalb der Waldgrenze. Doch nur weil der Weg versteckt zwischen den Bäumen war ging es deshalb nicht weniger auf und ab - natürlich die "großen" Steigungen waren vorbei aber es ging weiterhin beständig dort 100Hm rauf, dann  70Hm runter und dann wieder rauf - Namen hatten die Hügerl aber keine mehr. Zwei hatten noch Bezeichnungen, der Anhartskogel (1750m) und dann ganz am Schluss der Spielkogel (1731m) - der letzte Hügel vor der Mödlinger Hütte. Zwischen Blaseneck und Anhartskogel gab es einen Abstieg nach Johnsbach das heißt es wurde immer mehr los umso mehr man sich der Hütte näherte. Es wurden dann richtig viele Ausflügler und Wanderer. Ganz ungewohnt nachdem man wieder stundenlang seit dem Leobener allein unterwegs war. 

 

Die Hütte selbst ging sich zeitlich nicht mehr aus, da wir ja noch den Abstieg vor uns hatten um rechtzeitig mit einem Zug (kommt nur alle 2h am Samstag) wieder nach Wald am Schoberpass zu kommen. Allerdings hatten wir Glück, beim Abstieg nahmen uns freundliche Grazer mit die uns bis zum Auto brachten. 

FAZIT:

Eine Nacht im Zelt und zwei Tage wandern war definitiv viiiiiieeeel zu kurz! Es hat mir unglaublich gut gefallen und ich möchte unbedingt mehrere Tage mit Zelt unterwegs sein, vllt trau ich mich dann auch einmal alleine unterwegs zu sein. Mich ärgert es ja so eine irrationale Sorge zu haben, aber bis dato habe ich sie noch nicht überwunden.