Mittwoch, 27. Oktober 2021

Tag 5 - Kaiserjochhaus - Stuttgarter Hütte

 Die Nacht war kalt, sehr kalt, direkt unter dem Dach. Wir waren zu 5 im 8er Lager, unten eine Wandergruppe und ich oben allein (zusammenstehende Stockbetten). Zum Glück hatte ich genug warme Kleidung und einen warmen Schlafsack mit. Direkt zum einschlafen war es wirklich frisch und die Überwindung in der Früh rauszuschlüpfen um sich anzuziehen auch recht groß. 

 

Blick aus dem Fenster beim Frühstück um 0700 Uhr.

 Der Gastraum im Kaiserjochhaus ist sehr klein, dadurch mussten sich sowieso einige zusammensitzen. Ich kam dadurch leicht mit einigen Leuten ins Gespräch die ebenfalls unterwegs waren in die selbe oder entgegengesetzte Richtung in den Lechtalern. 

Hilft nix, raus in die Nebelsuppe. Relativ spät um halb 9 erst.

Zwei Teams finde ich erwähnenswert, die eine Gruppe waren zwei Mädls, noch keine 20 mit Budget von 25E am Tag und das zweite waren zwei ältere Damen die mit einer Bergführerin der Area47 unterwegs waren. Sie sind den Adlerweg in den letzten Jahren immer in Etappen gegangen und da die in den Lechtalern als die schwierigsten gelten haben sie sich eine Bergführerin genommen um sicher zu sein das sie alles schaffen und es vielleicht sogar noch Spass macht. 

Man konnte nur erahnen wie es wohl aussieht.

 Die Hütte war die urigste bis jetzt auf meiner Wanderung und sollte auch so bleiben, vielleicht weil sie die kleinste und der Zugang nicht so leicht war. In der Früh hängte noch der Nebel tief drin am Plateau wo die Hütte steht - der Hüttenwirt meinte aber es wird heute noch schön. 
Im Lauf des Vormittages wurde das Wetter wirklich besser.

So ging es also im Nebel los, der mich noch sehr lange begleiten sollte. Durch den Nebel sah ich nie wo und wie tief es da hinunterging. Zwei Gipfel wären sehr leicht mit einem kurzen Abstecher erreichbar gewesen aber bei dem Nebel uninteressant. Der Weg ging durch Wiesen das heißt auf der feuchten Erde, selten steil oft angenehm eben dahin. Einmal ging es auch über ein Bachbett, wirkte mystisch unter den Bedingungen. Kurz vor der Leutkircher Hütte gab es sobald man oberhalb von 2500m war ein blinzeln von der Sonne und den blauen Himmel - es versprach wirklich ein schöner Tag zu werden.

 

Die Wolken blieben aber noch den gesamten Vormittag sehr hartnäckig.

Bei der Leutkircher Hütte traf ich zwei vom Kaiserjochhaus wieder die vor der Hütte Pause machten - wir unterhielten uns noch angeregt, dann kam noch ein Herr hinzu, sprach super Englisch vom Aussehen her hätte ich ihn Asien zugeordnet - aber wir fragten nicht woher er kam. Hier am Berg gibt es spannendere Themen wie von wo startete seine Wanderung (irgendwo in der Schweiz) wohin hat er vor zu gehen (nach Wien). 

Abrupt änderte sich der Charakter ab der Leutkircherhütte.

Also beschrieb ich ihn auf der Leutkircher Hütte kurz das System der 10 Weitwanderwege in Österreich, auf seiner online Karte waren sie auch eingezeichnet und welcher Weg empfehlenswert wäre (zuerst noch der 01er dann wechsel auf den 04 wenn der Schnee kommt/es zu kalt wird). Dann trennten sich unsere Wege wieder. 

 

Man konnte nur die Ötztaler Alpen erahnen auf der anderen Seite des Tals.
 

Jetzt änderte sich auch abrupt der Charakter des Weges. Es wurde felsiger, statt Dolomit war es jetzt Kalk. Kalk kenn ich, Kalk kann ich. Ich näherte mich also der Südflanke der Weißschrofenspitze und verstand auch woher sie ihren Namen hatte. Sonne und Wolken spielten immernoch Katz- und Mausspiel.  Immer öfters blitzte der blaue Himmel durch und die Sonne strahlte begeistert durch, doch die andere  Seite des Tals oder gar das Tal selbst war nicht zu erblicken. 




Ich freute mich heute auf diesen anspruchsvolleren Teil, nachdem ich gestern innerlich angespannt war und Sorge in mir trug, war es heute Freude und Neugier auf die Kraxl-Passagen. (Man kann den Teil aber auch gut umgehen falls sich jmd unwohl fühlt oder das Wetter ganz grausig ist.). Zuerst ging es mal hinauf und ich packte schon die Stecken weg, dann kam mir eine Gruppe junger Deutscher entgegen für die war der Weg ganz schlimm. Na ich war gespannt. 

 

Mir hat er sehr getaugt, es ging direkt in der Wand entlang, meist mit Stahlseile super abgesichert, dann wieder einen Kamin hinunter und irgendwo wieder hinauf, das "ausbouldern" war dann wieder eine ewig lange nicht endend wollende Schotterreischen der es entlang ging... bei einem kurzen Wiesenstück machte ich mal eine größere Pause. 


Dort war dann auch irgendwann ein Schild zum Arlberger Klettersteig der parallel zum Weg weit oberhalb am Kamm entlang ging. Am Matunjoch kamen beide Wege wieder zusammen. 

 

 

Zum Joch musste man wieder hinaufkraxeln. Jetzt wurde auch die Menge an Leuten häufiger, ich kam den Bergbahnen immer näher. 

Die Kraxelstelle auf das Joch.

Matunjoch.

 

Es ging weiter zum Valfagehrjoch. Die Gegend wurde sehr unwirkliclh und unwirtlich, ähnelte einer Mondlandschaft die durchstoßen war von Straßen und Seilbahnen. Im Sommer ein sehr trostloser und trauriger Anblick. Hier würde der Weg hinunter zur Ulmerhütte führen, aber der Tag war noch jung und ich hatte auf der Stuttgarterhütte ein Plätzchen reserviert. 


Ein letzter Gruß vom Winter.


 

Weiter gehts zur Mittelstation der Vallugabahn. Dort war auch noch ein letzter Gruß des Winters in Form von drei Schneefeldern, eines musste passiert werden. Für viele Menschen die mir entgegen kamen eine Herausforderung (es war sehr flach). Hier erkannte man gut, das durch die Bahn viele Menschen zu leicht ins Hochgebirge kommen die damit dann oft überfordert sind. 

Überraschend anspruchsvoll von der Mittelstation zum Valluga.

Von der Mittelstation ging es dann überraschend anspruchsvoll auf den Valluga selbst. Kurz vor dem Gipfel geht der nicht mehr ganz so neue Anschlussweg zum Robert-Bosch-Weg der früher der direkte Verbindungsweg zur Ulmerhütte war über die Trittscharte, welche aber aufgrund von Steinschlag gesperrt ist. Auf dem Valluga durfte ein Gipfelfoto natürlich nicht fehlen bevor es zuvor auf denselben Weg ein Stück zurück ging und dann die rechte Flanke sehr steil hinunter. 

Der Gipfel liegt genau auf der Bundesländergrenze.

 


 


Blick ins Pazüeltal wo es jetzt hinab ging.
 

Jetzt war ich als in Vorarlberg. Der alpine Steig war kein schwarzer Weg mehr sondern ein blauer, angelehnt an die schweizer Wegeklassifizierung. 

 

Nach dem Abstecher auf den Gipfel, gehts wieder hier kurz unterhalb weiter.

Der Weg hinunter vom Valluga zum Robert-Bosch-Weg war eine Rutschpartie, macht bergab sicher mehr Spaß als bergauf. 

Hinab in den Kessel.
 

Der R-B-Weg selbst ist dann sehr angenehm, meist auf selber Höhe mit wunderbaren Ausblicken, einer kurzen versicherten ausgesetzten Stelle kurz vor der Stuttgarterhütte. 

Am R-B-Weg Blick ins Pazüeltal.

 

Die Hütte thront auf dem Krabachjoch auf der Tiroler-Vorarlberger-Grenze mit Blick hinunter nach Zürs und eine tolle Bergkulisse. Die Hütte dürfte erst renoviert sein, da die oberen Stockwerke sehr neu sind, das Lager ist nur halbvoll und die Duschmarken günstig. Der Gastraum ist schön holzvertäfelt und gut erhalten. Als Abendessen gab es etwas nepalesisches - sah nicht nur gut aus, sondern war auch ausgesprochen gut. Eine feine Abwechslung. 


Das Gestein änderte sich wieder, wobei Dolomit hier wieder mehr vorherrschte.

Hütte in Sicht.

 
Oh ja das war wirklich sehr gut.
 

Ich musste mich nur über einen selbstgefälligen Deutschen innerlich aufregen der meinte der höchste Berg von Niederösterreich ist der Große Priel und nicht der Schneeberg, den am Großen Priel war er schon klettern. Als ich zuerst noch sachlich versuchte zu erklären das der Große Priel in Ober- und nicht in Niederösterreich liegt, der höchste Berg in Niederösterreich eben der Schneeberg ist auf der anderen Seite von Wien aus gesehen und der höchste Berg von Oberösterreich der Dachstein ist - aber das kam nicht an. Er wusste es besser als ich die jeden Tag zum Schneeberg blickt und dort im Jahr 20-30x hinauf geht... ich ließ das Thema also gleich wieder bleiben und dachte mir, morgen trennen sich eh wieder unsere Wege.



Dienstag, 19. Oktober 2021

Tag 4 - 24.08.2021 - Memmingerhütte - Kaiserjochhaus

 Der Tag verlief mal ganz anders als geplant.

Unmengen an Steinböcke unweit der Hütte beim Abstieg.

Wie schon lesbar war, war ich mental nicht so ganz auf der Höhe. Das schlechte Wetter erledigte den Rest. In der Früh regnete es immernoch. 

Blick hinunter ins Parseiertal.

Beim ersten Teil den ich vorhatte zu gehen wurde stand auf einem Schild und im Führer heikel wenn nass, da nasse steile Wiesen. Tja das ist etwas wovon ich ausgesprochen großen Respekt habe und da sonst den Weg auch niemand ging, bin ich den normalen Weg runter ins Parseiertal den die E5 Wanderer rauf gehen. 

Die Brücke war schlussendlich stabiler und rutschfester als sie wirkte.

 

Blick tiefer ins Parseiertal

Unten bin ich natürlich dann auch nicht mehr den Weg zurück sondern Talauswärts, an Madau vorbei bis nach Bach im Lechtal, dann bei strahlenden Sonnenschein dem Lech entlang bis Steeg. 

Tolle Tiefblicke.

Der Panoramaweg durch das Madautal war auch schon mal im besseren Zustand.


Das letzte Stück des Panoramaweges ging durch den Wald.


Am Schluss ging es über eine Brücke die über eine Schlucht gespannt war.

 Dort dann hinauf nach Kaisers und dann das Kaisertal hinen bis zur Kaiseralm. Umso weiter es wieder ins Gebirge ging umso schlechter wurde das Wetter, bis es wieder durchgehend regnete. Ab der vorher erwähnten Kaiseralm ging es den Weg nach oben bis zum Kaiserjochhaus.

 


Viel Asphalt und relativ gutes Wetter erwartete mich im Lechtal.

 

Endlich Steeg und der Knick ins Kaisertal im Blick

Immer wieder ging es über den Lech

 

 Tja, statt spektakuläre Wanderung durch das Langkar zum Winterjoch und über den Thomas-Haas-Weg und Kridlonscharte zum Kaiserjochhaus wurde es eben die kurz und bündig unspektakuläre Wanderung durch das Lechtal. 

Bei Steeg geht es durch den Wald nach Kienberg und weiter über Asphalt nach Kaisers

Vallugablick ... aber nicht heute... am nächsten Tag sollte ich schon oben stehen

Blick ins Kaisertal

Ganz ehrlich, wenn das Ziel damals die nächste Hütte, Ansbacherhüte und nicht die übernächste gewesen wäre, wäre ich wieder tiefer ins Parseiertal hinein nachdem ich den anderen Weg hinab gegangen bin, aber so konnte ich mich allein nicht dafür begeistern. Jetzt im Nachhinein ärgere ich mich natürlich total, besonders da andre Wanderer dann im Kaiserjochhaus erzählten das es zwar den ganzen Tag über regnete aber die Wege gut machbar waren durch die Felsen. Da wurmt es einen doppelt ... und ja man fühlt sich doch auch irgendwie als Versagerin. Warum hab ich das nicht geschafft? Bin ich zu schwach? Spielte mir nur mein Kopf einen Streich? Puh ... das zehrt doch ehrlich an einen. 


Das erste Stück von Kaisers ins Kaisertal war Asphalt.

 

Von der Kaiseralm geht es hier hinauf zum Kaiserjochhaus

Der Weg ist sehr schön und mit viel Liebe angelegt.

Aber die Natur hat einen Teil des Weges zerstört.

 

Allein wandern ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Man hat niemand der einen Mut zuspricht wenn man mal etwas innerlich verzagt und sich allem nicht so ganz gewachsen fühlt - es hängt einfach echt oft von der Tagesverfassung ab. Oft, so wie auch dieses Mal, konnte ich mich schon am nächsten Tag schon nicht mehr vorstellen wie ich mich dem nicht gewachsen fühlen konnte, ich strotzte vor Kraft und Motivation und Hunger auf die Bergwelt. Auf der anderen Seite ... vllt brauchte ich einfach den gemütlichen Tag zwischendrin? 


Blick zurück ins Kaisertal.

Endlich das Kaiserjochhaus im Blick nachdem es lang durch den Nebel über eine Hochfläche ging.

FAZIT nachdem ich mich genug geärgert und als Versagerin fühlte: 

Das gute ist, die Berge laufen einem nicht weg und ich kann wieder kommen und den Teil nachholen. Die Fotos die im Internet darüber herumschwirren sind doch einfach zu verlockend ... das kann ich nicht stehen lassen ;) Nur dieses Mal keine Doppeletappe auf diesem Teil haha.