Donnerstag, 10. Oktober 2019

Reichensteintraverse bzw. Eisenerzer-Alpen-Kammweg (Nr. 673)

Dieser Weg führt, wie die Namen schon vermuten lassen vom Eisenerzer Reichenstein zum Admonter Reichenstein über einen langgezogenen Kamm. Genaugenommen ist der Kamm fast 40 km lang und hat ca. 3000 Höhenmeter im Programm. Das eigentlich besondere an diesem Kleinod in der Obersteiermark ist allerdings der Umstand, dass zwischen Reichensteinhütte und Mödlingerhütte es keinen wirklichen Stützpunkt gibt. Es gibt zwei Hütten die aber nicht direkt am Weg liegen, beides sind Privathütten und eine davon eine bewirtschaftete Alm.

Daraus ergeben sich nur zwei Möglichkeiten:
a) entweder stramm alles in einem Tag durch marschieren, oder
b) sich auf halben Weg ein Biwak einzurichten.

Ein daraus resultierender Pluspunkt ist, es gibt wenige die sich den ganzen Kamm "antun" sondern mehr Wanderer die einzelne Gipfel ansteuern.

Soll:

Am Freitag nach der Arbeit geht es direkt nach Leoben (ca. 1h Fahrzeit) und von dort mit dem Regionalbus 820  bis Präbichl Passhöhe und dann weiter auf die Reichensteinhütte.  Dort übernachten und am nächsten Tag bis zum Zeiritzkampel (oder auch weiter, kommt darauf an wie ich voran komme). An diesem Teil des Eisenerzer Kamms biwakieren und am nächsten Tag bis nach Trieben und mit dem Zug wieder nach Leoben zurück und von dort nach Hause.

Aufmerksame Leser wissen, dass die Reichensteintraverse schon letztes Jahr am Programm stand. Ich wollte sie im Rahmen meiner Wanderung von Wiener Neustadt nach Innsbruck machen. Allerdings bin ich auf halben Weg zur Reichensteinhütte umgekehrt, aufgrund eines Schneefeldes. Damals war ich auch körperlich müde, da ich eine Woche ohne Pause mit sehr langen Tagen marschiert bin, da war ich dann mental auch nicht mehr so gut drauf. Da aber dieser Eisenerzer-Alpen-Kammweg schon sehr lange in meinem Kopf herumspuckt habe ich ihn eben für heuer wieder ausgegraben. Auch wieder allein, bewusst.


Ist:

Der Sommer schritt voran und irgendwie fand sich kein passendes Wochenende. Ende August dachte ich mir, jetzt brauch ich langsam einen Termin sonst wird es nix. Ich fragte eine gute Freundin ob sie es mit mir wagen würde die Tour an einem Tag zu meistern. Sie ist sofort dabei und wir fanden einen Termin Ende September. Als Tagestour wollte ich es doch lieber zu zweit machen, da man sich dann gegenseitig motiviert wenn man vllt in ein Motivationstief fällt. Schlussendlich kam es erst wieder ganz anders als um-geplant, aber dazu später...

Freundliche Bitte der Hüttenwirte beim Aufstieg zur Reichensteinhütte

Den Eisenerzer Reichenstein für sich allein hat man auch nicht oft
 Am Samstag 28.09.2019 stellten wir das Auto in Leoben ab und fuhren mit dem Bus 820 von Leoben zur Präbichl Passhöhe und stiegen zügig über die Stiege auf die Reichensteinhütte. Natürlich mit Besuch auf dem Eisenerzer Reichenstein, aufgrund der nebligen und feuchten Witterung (es hat bis ca. 14 Uhr geregnet) waren wir sogar allein am Gipfel. Die Hütte selbst war gut besucht, da für morgen Traumwetter angesagt war.

Unser Zimmer

Das Thermofrühstück


Am nächsten Tag gab es um 05:00 ein Thermofrühstück und eine halbe Stunde später zogen wir los. Die Sicht war phänomenal und man konnte gut die Lichter der umliegenden Ortschaften erspähen. Im Schein der Stirnlampe war der Weg gut ersichtlich, wir sahen auch kaum aus der Hütte draußen 4 Steinböcke die von uns aufgeschreckt wurden. Da wir den Weg der in der Dunkelheit vor uns lag überhaupt nicht kannten gingen wir aufmerksam und mit bedacht, kamen aber gut voran. Da und dort verlor sich die Dunkelheit im Nichts, aber der Weg war gut begehbar. Man musste schon etwas aufpassen, da es noch nass vom Vortag war.

Wie ich in den Beschreibungen gelesen habe ging es vor der Großen Scharte seilversicherte Stücke bergab. Eine Stelle habe ich noch in Erinnerung da war man wirklich froh das ein Seil drin war. Ein paar beherzte Schritte um die Ecke mit den Händen fest am Seil, dann war auch dieser Moment dabei. Belohnt wurde man mit einem Blick in die Große Scharte, sie ist wirklich eindrucksvoll, bald danach konnte man auch schon die Stirnlampe wegpacken.



Große Scharte

Den Kammweg immer im Blick
 

Hohe Lins, das erste Gipfelglück am Weg


 Kurz nach 7 kam dann auch endlich die Sonne raus. Es war ziemlich schnell klarer blauer Himmel und die Wolken wurden in die Täler gedrückt die sich im Lauf des Vormittages dann wieder verflüchtigten. Bis dorthin galt es aber Jack an kalt, Jacke aus warm - den lieben langen Vormittag. Kam darauf an ob es gerade bergauf ging oder ob der Wind durchpfiff d.h. auf welcher Gratseite man sich befand oder knapp darunter. Das war etwas mühselig, tat aber dem tollen Panorama und der guten Laune keinen Abbruch.

Der Stadelstein im Blick

Ein Blick zurück

Noch ein letzter Blick Richtung Erzberg bevor es um den Stadelstein herum geht

Richtung Kragelschinken

Kurz vorm Kragelschinken ein Blick zurück


Die sogenannten "Weite Böden", der sanfteste Teil
 Wir kamen gefühlt gut voran, wenn auch wie schon wie zu Beginn erwähnt mit bedachten Schritten, insbesondere auf den steilen Wiesenhängen - es dauerte einfach länger bis es wirklich auftrocknete, eigentlich bis in den späten Vormittag hinein.  Am technisch einfachsten Bereich nach dem Kragelschinken - jetzt war es dann wirklich trocken -  vor dem Brunnecksattel, dort war der Weg dann teilweise schlecht ersichtlich, viele umgestürzte Bäume und mäßige Markierung machten es uns nicht leicht in der Zeit zu bleiben und als wir am Brunnecksattel waren, war schon irgendwie klar das wird heute wohl nix mehr mit der ganzen Tour.

Der mächtige Zeiritzkampel, ja genau die steile Wiese in der Mitte im Bild darf man rauf...
 
... kaum ist man die Wiese hoch geht es den Grat entlang bis zum Kreuz und weiter

Der Aufstieg vom Brunnecksattel auf den Zeiritzkampel war sicher dann das Highlight des Tages obwohl schon der gesamte Tag wirklich mega war. Die steile Wiese rauf und dann den Wiesengrat entlang bis zum Kreuz war nicht von schlechten Eltern und dazu noch sehr schweißtreibend. Nach dem Kreuz am Zeiritztörl machten wir eine so richtig große Pause und informierten uns über Abstiegsmöglichkeiten.

Im Blick die Seekaralm, wo man nach Absprache zur Übernachtung bleiben kann, da ungefähr auf der Hälfte der Strecke
 
Ein Blick auf die weitere Tour
Denn wir würden zu lange in der Dunkelheit unterwegs sein und das macht keinen Spass, außerdem müssten wir uns dann hetzen. Zusätzlich kommt noch dazu, dass in der Literatur die ich gefunden habe, extra angemerkt ist das die letzten 3h bis zur Mödlingerhütte zwar technisch einfach aber in der Dunkelheit nicht einfach zu finden sind. Und wer will schon ein Fall für die Bergrettung werden? Insbesondre aus eigener Unachtsamkeit.


Die nächste Gelegenheit war nach Wald am Schoberpass, flink wie wir waren erreichten wir auch noch den Zug um 18:05 nach Leoben um am selben Abend noch heimzukommen. Wir hatten 1900 positive Höhenmeter und 26km in den Beinen, die restlichen hätten wir auch noch ohne Probleme gepackt, das war nicht das Thema. Insofern war es wirklich schade vernünftig zu sein und abzubrechen.

Natürlich ist unser Plan nächstes Jahr zurückzukommen und den restlichen Teil bis zur Mödlingerhütte zu absolvieren.


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