Donnerstag, 14. Oktober 2021

Tag 3 - 23.08.2021 - Steinseehütte - Memmingerhütte

Vor dieser Etappe hatte ich etwas Respekt da ich schon einiges von der Rosskarscharte gehört habe. 

Blick von der Steinseehütte zum Gebäudjoch
 

Ich bin der Typ Mensch der sich so gut wie möglich auf seine Touren vorbereitet aber manches Mal denke ich mir es wäre für mein Gemüt einfacher auf meine Fähigkeiten zu vertrauen und mich einfach ins Abenteuer zu stürzen, durch Recherchen und verschiedene subjektive Beschreibungen komm ich dann oft so leicht ins Wanken und frage mich ob ich das eh schaffe... 

Ein erster Blick zurück zur Steinseehütte
 

Das Wetter soll heute halten auch wenn die Wolken tief hängen, so ging ich als erste los. Die meisten Gäste sind sowieso Kletterer und laut Hüttenwirt wäre nur ein einziges Paar das sich in die selbe Richtung heute auf macht. Über drei Jöcher musst du gehen um zum Württemberghaus zu kommen. Das zweite Joch die Rosskarscharte war laut Literatur die Schlüsselstelle des Tour - steil rauf und steil runter. Na ich war gespannt. 

Überraschende Tiefblicke von der Steinkarscharte

Blick zur Rosskarscharte

Tiefblicke ins Inntal
 

Zuerst ging es in einer langen Schleife über Schotter und Wiesen relativ gemütlich auf die Steinkarscharte. Gleich hinter dem Joch ging es zuerst sehr schmal mit schönen Tiefblicken und dann gemütlicher über Schotter auf selber Höhe bleibend zur Rosskarscharte. Zuvor gäbe es noch eine "Fluchtroute" über das Gufelgrasjoch - der eigentliche Weg geht wie gesagt kurz unterhalb vorbei. 

Der Weg hinauf zur Rosskarscharte

Der Weg hinunter von der Rosskarscharte
 

Tja wie so oft ist sie überhaupt nicht schlimm - natürlich der Anstieg zog steil nach oben, aber sehr gut zum steigen. Kein Schotter das nachrutschte. Oben auf der Scharte sah es da schon anders aus - rieseliges Zeug und daher zwei Seile bzw. eigentlich ein Seil auf der Wand links das nach unten zog und ein Stahlseil rechts haltend bevor beide dann wieder zusammenkommen. Das letzte Stück konnte man gut Schotterrutschen bzw. war eh noch ein  Stahlseil drin (rauf wird man da sehr dankbar sein). 

Blick nach oben

Mittendrin im Schotter
 

Anschließend musste man langsam wieder an Höhe gewinnen. Der Weg zog das Hochtal nach hinten bis zur Scharte die man schon vom weiten von der Steinseehütte sieht. Am Schluss zog es sehr steil aber zum gehen nach oben, auf der andere Seite ging es dann auch sofort wieder sehr steil nach unten. Die ersten 50Hm gab es keinen richtigen Weg sondern nur das rieslige Zeug, man sah die Bemühungen der Wegeerhalter dort einen Weg zu etablieren doch das klappt verständlicherweise nicht so recht. Kaum ist dieser kurzer Abschnitt überwunden  geht es zwar nicht weniger steil aber einem  Weg folgend nach unten, später zieht der Weg dann durch die Felsen nach rechts bis er irgendwann angenehm auf einem Boden endet und bei einem See mündet, da ist es nur mehr ein Katzensprung zum Württemberghaus. Ich war jetzt im Grunde ohne größere Pause 3,5h unterwegs und nahm mir daher die Zeit für eine ausgiebige Pause auf der Hütte. Ich war der einzige Gast zu diesem Zeitpunkt.

Kaum hat man sich von der Rosskarscharte runter gearbeitet, heißt es wieder zum Gebäudjoch hochackern.

Blick vom Gebäudjoch zum Württemberghaus. Man erkennt auch schon den Weiterweg.

Bis zum Württemberghaus musste man aber noch durch so manchen Schotter und Fels.

Der See kurz vor der Hütte.
 

Hier sah man schon wieder von der Hütte die Scharte wo es raufgehen soll - hui die sah aber auch sehr steil aus, man fragte sich mal wieder wie es dort als rauf gehen soll. Zuerst ging es aber mal wieder gemütlich in einer großen Schleife über angenehme Wanderwege, mit einer kleinen Steilstufe dann auf Schotterbänder bis zu dem Aufschwung. Die Stecken packte ich mal wieder weg. Dieses Mal kamen mir auch mal einige Leute entgegen - es war teilweise schauerlich den Leuten zuzuschauen wie sie mit den Stecken da hinuntertänzelten.

Irgendwann hört man auf sich zu fragen wie es da wohl hoch geht.





 
 
Es werden mal wieder die Hände benötigt und daher die Stecken weggepackt.
  
 
Das ist er der Grat wo es entlanggeht, hinten sieht man auch schon wieder leicht den Weiterweg der nach links zieht zur Seekarscharte.

Die Steilstufe ist die höchste bis jetzt, auch eine kleine Leiter fand ihren Platz am Steig - kaum oben am Grat ging es bei mäßigem Wetter aber guter Sicht gut voran. Mal schmaler, mal breiter, sowie benötigte man auch ab und zu auch etwas die Hände. Die Markierung war hier oben etwas verwirrend da es teilweise neue Markierungen gab und die alten (noch) nicht übermalt worden sind. 

Ein kleines Gipfelkreuzchen auf der Großbergspitze
 

Am Grat entlang von der Großbergspitze zum Großbergkopf und beim Großbergjoch geht der Weg dann wieder in Schotter über.
 
Blick zurück zum Grat.

Nachdem ich den Grat verlassen habe ging es ohne größeren Höhenverlust bis zur E5 Scharte *hust* natürlich heißt sie Seescharte. Dort ging es nochmals rassig steil hinauf und auf der anderen Seite kurz steil dann mäßig steil über Schotterbänder hinab. Ein toller Blick auf die Seewiseen wurde einem dabei geboten. 

Blick in das Lochbachtal (?) wo alle E5 Wanderer runter gehen dürfen.

Auf der anderen Seite der Seescharte sieht man den Mittleren Seewisee, die Memmingerhütte und den Seekogel.

Blick zum Oberen Seewisee an dem man vorbeikommt am Weg zur Augsburgerhütte.
 

Es wurde mal wieder Zeit die Füße zu erfrischen.

 


Im Unteren Seewisee erfrischte ich meine Füße im See, jausnete und beobachtete die Murmeltiere die es hier zuhauf gab. Bei der Hütte wuselte es dann wie in einem Bienenstock. Die Memmingerhütte liegt am sehr bekannten und bei Deutschen ausgesprochen beliebten E5. Für viele die Einsteigerdroge zum Weitwandern - entsprechend sah man Leute jedes Alters und jeglichem Ausstattungsniveaus - von "bereit für eine Besteigung des Mount Everests" bis zu "komme gerade vom Fußball" war alles dabei. Man wähnte sich eher in Deutschland als in Österreich. Dennoch alle freundlich und die Hütte super organisiert.

Handy Empfang gibt es nur am Haushügel, dem Seekogel. Als weitere Besonderheit gibt es hier ziemlich viele Steinböcke um die Hütte herum. 


Blick vom Seekogel zur Memmingerhütte, zum Unteren Seewisee und natürlich zur Seescharte. Ein Aufstieg der sich lohnt.

Ich war mental etwas müde an dem Tag. Ich habe die Lechtaler unter- und meine Stärke etwas überschätzt. Körperlich war ich nicht wirklich müde, aber mental ist es einfach forderend wenn man den jeden Tag aufs Neue im Absturzgelänge herumtänzelt. Aber der Ausblick und eben genau diese Tief- und Weitblicke sind unglaublich toll.

Ich hatte ziemlichen Respekt vor der nächsten Doppeletappe. Ich hatte das dumpfe Gefühl mich vllt mental da etwas übernommen zu haben und eine kurze Etappe täte mal gut - aber dank CoViD-19 habe ich alle Hütten dieses Mal (bzw. auch schon aus demselben Grund letztes Jahr) vorreserviert. 

 Dann kam der Regen und hörte mal wieder nicht auf. 


Donnerstag, 7. Oktober 2021

Tag 2 - 22.08.2021 - Muttekopfhütte - Steinseehütte

 Mit dem Wetterbericht ist es immer so eine Sache, eigentlich hat es geheißen der Regen komme erst nach Mittag oder gar am späten Nachmittag. Tja es regnete während dem Frühstück, beim losgehen machte er eine kleine Pause und kaum waren wir zu viert 10min unterwegs fing er wieder an. Unter diesem Wetter war natürlich an den Aufstieg vor der Muttekopfscharte zum Muttekopf selbst nicht zu denken. In Nebel gehüllt und ohne Aussicht beim Regen ist das natürlich nicht so prickelnd. 

Oh Schreck in der Früh ist alles nass
Kurz nach der Steilstufe die Schaflanne
Der Vorteil bei Regenwetter in den Bergen

Aber nochmals zurück zum Aufstieg. Der Weg zum Muttekopf ist sehr kurzweilig, zuerst kurz steil dann durch weite Böden zieht es zuerst flach dann wieder steiler werdenend nach oben, am Weg passierten wir auch eine Schafsherde die meinte man kann mich und mein Regenzeug anknabbern - zum Glück ließen sie alsbald auch wieder ab. Das letzte Stück zur Scharte ist dann seilversichert. Den Gipfel ließen wir schweren Herzens aus - aber nur um den Gipfel willens stiegen wir nich nach oben, ohne Aussicht ist es doch nur das halbe Vergnügen. 

Die Schafe in der Schaflanne

Die Seilversicherungen am letzten Stück zur Scharte

Blick vom Sattel in die Kübelwände und zum Galtseitenjoch

Danach ging es durch die Kübelwände. Da hörte ich schon so einige Geschichten wie "das schlimmste was ich je gemacht habe", "man glaubt gar nicht wie leicht der Weg durch die schroffe Wand ist" und weiters gegenteiliges. Schlussendlich war es eher letzteres, in der Rückschau kann man gar nicht glauben das da ein Weg durch gehen soll und dann auch noch so ein komfortabler. Natürlich war der Weg schmal, natürlich gab es immer wieder Seilversicherungen, natürlich hätte ein Sturz potentiell lebensgefährliche Konsequenzen - aber wir sind ja in den Lechtalern unterwegs und nicht auf einem Wald- und Wiesenwanderweg ;) 

Durch die Kübelwände

Blick zurück zu den Kübelwänden

Fundaisalpe

Noch ein Blick zu den Kübelwänden inklusive Muttekopf der hier gar nicht mehr auffällt

Nach den Kübelwänden fanden wir uns auf einem lieblichen Boden wieder mit einer Schafherde die neugierig zu uns blickte. Der Regen hörte auch irgendwann dauerhaft auf. Von der Fundaisalpe ging es wieder steiler am Wiesengrat entlang bis man ein Schuttband zum Galtseitenjoch querte. Dort trafen wir auch das einzige Mal heute Wanderer in die Gegenrichtung. 

 


Die Schafe der Fundaisalpe


Erster Blick vom Galtseitenjoch zur Dremelspitze
Der einzige Gegenanstieg vom Galtseitenjoch bis zum Abzweig Hanauerhütte

Nach dem Galtseitenjoch ging es viel durch mal mehr mal weniger steile Wiesen und Schotterbänder. Als Highlight durften wir Steinböcke aus der Nähe bestaunen bevor sich unsere Wege kurz vor der Hanauerhütte trennten. Für mich ging es noch über Hintere Dremelspitze zur Hanauerhütte. Kurz erfüllte mich Wehmut, da die Lechtaler doch recht anspruchsvoll sind und gemeinsam ist man einfach stärker - vor allem mental. 

Steinböcke aus der Nähe

 
Man kommt sich bei dieser Kulisse wie in den Dolomiten vor
 

Voller Neugier ging es also zuerst mal wieder Steil ein Schottefeld nach oben bevor es ein Kar ziemlich eben nach hinten ging. Man fühlte sich wie in einer Arena - ich war gespannt wer mein Gegner war. Es war wie so oft ich selbst - ich erkannte ganz hinten wie der Wanderweg durch den Schotte nochmals nach oben zog und mitten in den Felsen verschwand. Mir stockte kurz das Herz, da soll ich durch kraxeln, na Mahlzeit. Dann beruhigte ich mich und sagte mir, ich kann immer umdrehen falls ich mich dem nicht gewachen fühle und immer an den Bergführer Gernot denken der sagte, schau dir die Sachen immer aus der Nähe an, meist erscheinen sie steiler als sie wirklich sind und hey ich bin letztes Jahr auf die Kleine Zinne als letzte der Drei hinauf, ich kann sowas, ich darf mich nicht abschrecken lassen nur weil ich vllt noch nicht ganz in der Wanderung angekommen bin und noch etwas zaghaft innerlich. 

Da geht es also hinauf zur Dremelscharte

Man erkennt langsam so schlimm wie aus der Ferne scheint es nicht zu sein

Blick zurück in die Kar und ein kläglicher Rest eines Sees

 

Beginn der Seilversicherungen nach oben
Blick von der Dremelscharte nach unten, sieht wieder richtig dramatisch aus

Und was soll ich sagen, es war easy cheesy, es sah wie so oft schlimmer aus als es ist, Gernot hatte mal wieder recht. Als der Schotter scheinbar zu Ende war, lag ein Seil drin der die noch etwas steilere Schottereischen hinaufzog auf die Scharte. Auf der anderen Seite erwartete dann ein gemütlicher Wanderweg hinunter auf einen. 

Am Weg zum See

Der Steinsee
Anschließend ging es gemütlich bis zum Steinsee wo ich nochmals meine Füße erfrischte, dann weiter zur Hütte und welch ein Glück. Kaum war ich auf der Hütte fing es zu schütten an und sollte heute nicht mehr aufhören. 

Unglaublich erfrischend nachdem man einen langen Tag unterwegs war
 

Die Hütte dürfte erst vor kurzen renoviert worden sein, der Charme muss sich erst wieder einstellen. Hier war die einzige Hütte wo ich allein am Tisch saß, ich war die einzige Einzelperson und die Wirte setzten auch niemanden zusammen wie oft auf anderen Hütten. Daher verkroch ich mich auch relativ früh ins Bettchen.

Die Hütte ist überraschend weit weg vom See