Donnerstag, 19. Juli 2018

Etappe 5 Tag 3 06.07.2018

Lizumer Hütte - Naviser Jöchl - Innsbruck

Ich wachte als erste in meinem Lager auf, es war halb sechs. Ab halb 7 gab es Frühstück, draußen regnet es. Ich stand dennoch gleich auf - es sollte ja nicht besser werden heute. Um kurz nach sechs war der Rucksack schon wieder gepackt.


Um kurz nach 7 ging es dann als erste raus in den Regen. Empfang hatte ich schon länger nicht mehr darum habe ich meiner Mama noch nicht mitteilen können das ich das gemeinsame Treffen auf der Glungezerhütte absagen möchte und ich direkt heimkomme. Einerseits kann ich die angepeilten "7 Tuxer Summits" aufgrund des Wetters nicht machen, andererseits finde ich es nicht ok meine Mama bei dem Wetter von der Bergstation Patscherkofel zur Glungezerhütte zu schicken.

Außerdem bin ich es dann doch Leid jeden Tag woanders zu schlafen und ich möchte endlich ankommen. Ich glaube ich wäre jetzt mental so richtig bereit für draußen schlafen, einfach weil es dann mein Zelt/Tarp wäre und nicht eine Hütte mit wieder fremden Menschen, wo man die Geschichte wieder neu erzählt etc. Ich bin es Leid für jeden Tee, Kaffee, Glas Wasser zu bezahlen (ok daheim zahlt man ja auch für alles, aber die Gebinde sind größer für denselben Preis und man kann sich höhere Einheiten holen). 

Wie vorher erwähnt war ich um kurz nach 7 die erste von der Hütte die sich hinauswagte in das nasskalte Nebelwetter. Ich war dazu noch die einzige die sich in diese Richtung aufmachte, alle anderen wollten weiter München-Venedig oder am Inntaler Höhenweg. Ich war froh wieder draußen zu sein, ich war das schlechte Wetter schon so gewohnt auf dieser Reise das es irgendwie dazugehörte - auch wenn ich lieber schöneres gehabt hätte, bei dem was am Plan stand. Aber wie heißt es so schön: "Ich freu mich das es regnet, denn freue ich mich nicht, regnet es trotzdem".


Zuerst ging es einen Pfad hinter der Hütte entlang der in der Militärstraße mündete der ich einen Großteil des Weges bis zum Naviser Jöchl folgte. Auf diesem Pfad waren soooo viele Alpensalamander, ich musste aufpassen wo ich hintrat damit ich keinem unter meinen Schuhen zerquetschte. So wunderschön, da dachte ich mir nur, ha wenn schönes Wetter gewesen wäre würde ich das nicht erleben.

Der Militärstraße bzw. Forststraße folgte ich dann also bis zum Klammjoch und dann weiter bis kurz vorm Mösljoch ein Wanderweg abzweigte. Die Markierungen waren recht ok und auch bei dem Regen und der mäßigen Sicht gut zu finden. Eigentlich bin ich ja kein Fan von Forststraßen, heute aber war ich dann doch glücklich das es größten Teils auf ebendiesen dahin ging. Der Wanderweg ging über Wiesen auf und ab, man konnte immer wieder erahnen wo es nach Mösl oder nach Navis ging. Kurz vorm Naviser Jöchl wurde es dann plötzlich ziemlich felsig und irgendwie unwirklich. Unwirtlich erschien heute sowieso alles, aber da war plötzlich so viel Fels und Stein und noch Altschneefelder, das passte gar nicht zum sonstigen Teil des Weges bis jetzt. Hier wollte ich eigentlich mal ausprobieren ob ich Empfang habe um meiner Mama über die geänderten Pläne Bescheid zu geben, aber es regnete zu viel hier auf knapp 2500m, sodass ich lieber schaute vorne schnell runter zu kommen ins Voldertal.

Einfach nur wow! Ich habe leider wegen des Regens kein Foto davon aber es war sooo schön im Talschluss, was mehr eine Art Hochtal war. Laut Karte heißt dieser Ort Melkböden.  So viel grün und so unendlich viel Wasser, 1000 kleine Bäche kamen von überall den Berg herunter. Der Weg selbst war zwar leicht zu finden, allerdings nicht leicht zu folgen, trocken war ich schon lange nicht mehr bei den Füßen, aber direkt in ein eiskaltes Bächlein wollte ich auch nicht zwingend treten. Oft war es aber gar nicht anders wirklich möglich.

Beim Abstieg vom Jöchl erspähte ich ein Hochleger und dachte mir perfekt, etwas Wind- und Regengeschützt zum telefonieren und dort ist dann sicher wieder eine Forststraße die alles bequemer macht. Eine Forstraße begann wirklich dort, aber geschützt war es dort nicht wirklich, dafür war der Dachvorsprung zu klein, dennoch gab ich kurz daheim Bescheid und auch meinem Freund wie der aktuelle Plan aussieht und wo ich mich überhaupt befinde.

Zum Glück hatte ich mir den Weg den ich heute vorhabe zu gehen schon gestern gut eingeprägt, bei dem Wetter wäre viel nachsehen nicht möglich gewesen. Ich blieb nun auf der Forstraße und folgte ihr Talauswärts bis zur Voldertalerhütte der Naturfreunde. Ich ging an diversen Almen vorbei und schlug etwaige Wanderwegoptionen aus, ich blieb lieber gemütlich am Forstweg, das ist bei so einem Sauwetter einfach bequemer. Meine Schuhe wurden auch noch etwas nass, da einige Bäche ihren Weg direkt über die Forstraße suchten und keine Steine vorhanden waren zum drübersteigen. Bis eben zur Voldertalerhütte, dort steuerte ich direkt auf einen Wanderweg zu. Mittlerweile bin ich von fast 2500 auf knapp 1400 wieder abgestiegen. Jetzt heißt es auf einem Teilstück des Voldertaler Rundwanderweges den Glungezer auf halber Höhe zu queren, der Weg führte bis zur Mittelstation und von dort wieder den Forstweg hinunter bis kurz vor der Talstation. Statt Richtung Talstation/Tulfes folgte ich dem talnahen Speckbacherweg Richtung Sistrans.


Ab der Voldertalerhütte wurde der Regen auch endlich etwas gemäßigter. Jetzt war ich auch gefühlt schon fast daheim. Statt direkt das gesamte Voldertal hinaus bis ins Inntal blieb ich mit der Querung auf der Mittelgebirgsterasse die zwischen Glungezer/Patscherkofel und Inntal liegt. Der Speckbacherweg geht direkt am Fuß entlang bis nach Igls, ich folgte nur bis Sistrans und ging dann Richtung Lanser See, über Rans kam ich auf den Wanderweg nach Innsbruck. Dabei schaute ich noch kurz am Tummelplatz vorbei wo ich schon lange nicht mehr war.


Jetzt war ich schon auf Höhe Schloß Ambras, wie oft bin ich den Weg schon als Kind gegangen. Der Tummelplatzweg führt vom Schloss hinunter in die Stadt, direkt zur Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 3 und dem Friedhof. Von dort war es dann wirklich nicht mehr weit.

Nach exakt, wirklich auf die Minute genau, 10 Stunden nachdem ich von der Lizumerhütte aufgebrochen bin kam ich in Innsbruck in meinem Elternhaus an. Schon am Weg dorthin als mir das Ganze bewusst worden ist war es eine Mischung aus Erleichterung und auch Wehmut. Eine Mischung aus Gefühlen die wirklich sehr schwer zu beschreiben ist. Auf alle Fälle war ich sehr glücklich.

Ich hatte zwar viel schlechtes Wetter, aber mir ist nichts passiert. Kein Unfall, keine Krankheit. Dankbarkeit.

Alles Liebe,
Anna

PS: Ich bin hier natürlich noch nicht fertig. Die ganze Reise gehört noch nachbereitet. Weitere Beiträge werden kommen.





1 Kommentar:

  1. Liebe Anna.

    Herzlichen Glückwunsch zur Ankunft, in Vorfreude auf die angekündigten Ergänzungen und in Erwartung auf die nächste Tour: irgendwann von irgendwo nach so-und-so, bei hoffentlich etwas mehr Glück mit dem Wetter.

    Schöne Grüße
    K2.

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