Mittwoch, 7. Juli 2021

Pilgern im Mühlviertel - Der Johannesweg Teil 2

 Mitten in der Nacht bin ich einmal aufgewacht und hörte den Regen an das Fenster klopfen. Als ich in der Früh wach geworden bin hat es immernoch geregnet und neblig. 


Das Frühstück war ein Traum im Gasthof - man wusste gar nicht was man zuerst kosten sollte. Doch es half nix, man muss raus in Regen und Nebel.









Alles halb so schlimm, der Regen war leicht und der Nebel machte alles sehr mystisch und so dicht war er auch nicht. Zuerst ging es wieder hinunter - einen Kreuzweg verkehrt - bis nach Unterweißenbach, durch den Ort durch und dann wieder nach oben auf den Aussichtspunkt Wegererstein. Die Aussicht fiel aufgrund des Wetters dürftig aus, die Steinkanzel war dennoch einen Aufstieg wert. 









 Anschließend blieb man ziemlich auf der Höhe und es ging an einem beliebten Ausflugsziel, der Hirschalm, vorbei sowie eine Einsiedlerklause zu bestaunen. Die Einsiedlerklause ist schon Station 11 am Johannesweg und immernoch in Nutzung. Sie ist etwas praktischer orientiert und schmiegt sich nicht romantisch an den Fels wie andere bekannte Vertreter. 












Anschließend ging es mehrheitlich am Asphalt bis zur Johannesweghütte - die war zwar selbst zu hatte aber einen Selbstbedienungsraum und eine überdachte Terrasse, ideal für die erste richtige Pause (auch ein sauberes Klo gab es ;) )









Zwischen Einsiedlerklause und Königswiesen wurden wir mit einer wunderbaren Tierbegnung belohnt - nicht ein, zwei, drei, vier oder fünf sondern nein sechs (!!) Feuersalamander kreuzten unseren Weg. Unglaublich diese Tierchen - ich könnte die immer stundenlang beobachten.  





Kurz vor der Johanneshütte gab es noch ein Gipfelkreuz - ohne Gipfelanstieg - und zwar lag der Hansenberg am Weg. Bei guter Wetter soll man eine gute Aussicht haben… oder so.







Nach der ausgiebigen Pause ging es wunderschön den Wald hinab nach Königswiesen und weiter nach Mötlas - dann war leider bis zur Ruine Ruttenstein - das vorletzte Highlight der Strecke - alles Asphalt. Das zehrte leider etwas an den Nerven. Dafür ging es kurz vor Pielach nochmals etwas spektakulärer neben der Großen Naarn entlang bevor wir in den Start/Zielort ankamen. 













Ich kann den Johannesweg uneingeschränkt empfehlen um wandernd in das Mühlviertel einzutauchen.

Samstag, 12. Juni 2021

Pilgern im Mühlviertel - Der Johannesweg

Der Johannesweg ist als 84 km lange Rundweg mit 12 Stationen in Form einer Lilie die zur Meditation einladen angelegt. Der Pilgerweg wurde 2012 von einem Linzer Arzt initiiert. Als Start- und Zielort ist Pierbach definiert, aber es kann an jedem Punkt der Strecke eingestiegen werden - wobei die Markierungen nur im Uhrzeigersinn angebracht sind. 


 

Es gibt zu dem Weg eine tolle Homepage und auch eine App (mit digitalem Stempelpass) - das einzige was etwas fehlt bei der Routenplanung is das die Tour zwar insgesamt ca. 2800 Höhenmeter hat  aber es gibt bei den Etappenvorschlägen keine Höhenmeterangaben, daher ist da etwas raten angesagt.



Meine Freundin ist den Weg schon einmal in knapp zweistelliger Zahl gelaufen - als Vorbereitung für den Großglockner Ultratrail - und einmal mit einer Freundin in 2.5 Tagen gegangen. Ich habe mich breit schlagen lassen ihn in 2 Tagen zu machen - 2.5 Tage wären wohl für meine Füße besser geeignet gewesen haha.  



Ich freute mich sehr auf diese Tour, erstes da ich meine Freundin seit Herbst nicht mehr gesehen habe und zweites da das Mühlviertel für mich einen Blinden Fleck auf der Österreichlandkarte darstellt. Und was gibt es besseres als diese Blinde Flecken mit den Füßen zu erkunden? 


 

Das Mühlviertel gehört zu den vier historischen Vierteln von Oberösterreich - das heißt es bleiben noch drei übrig die erkundet werden wollen ;)  Es ist nördlich der Donau und gehört geologisch zum Granit- und Gneishochland. In Niederösterreich gehört das direkt ans Mühlviertel angrenzende Waldviertel dazu - auch so ein Blinder Fleck... 

Tag 1

Gesagt getan. Wir starteten am Samstag 05.06.2021 0700 vom öffentlichen Parkplatz in Pierbach. Die Tour ist super vorbildlich ausgeschildert, es gibt keine Kreuzung wo man sich unsicher sein könnte welchen Weg man wählt. Zuerst war es angenehm kühl und es ließ dann auch nicht lange das erste Highlight auf sich warten - die Pierbacher Kugelmühle. Sie ist die einzige Kugelmühle von Oberösterreich, hier werden mit Hilfe des Wassers aus unförmigen Steinen Granitkugeln geformt.






Bald drauf kommt man schon zu dem bekanntesten Bild des Johannesweges - den Johannesbrunnen und Engelskapelle. Es ist auch gleichzeitig die erste Station ( und Stempelstelle von 12). Dieser Kraftplatz steht am Hof der Familie Irxenmayr. Jede Station hat einen eigenen Spruch - der erste ist "Humor soll dein Leben begleiten, denn er beflügelt deinen Geist und erfreut die Gesellschaft." Diese Sprüche sollen zum Innehalten und meditieren anregen.  



Eine der wenigen steilen Anstiege geht neben der Speed-Gleit-Bahn Stoaninger Alm (Im Winter ein Skillift) hinauf und mündet in den Herrgottsitz. Direkt am Gipfel befindet sich nämlich eine markante Felsformation mit Gipfelkreuzchen. Gleichzeitig ist dieser Ort eine weitere Station am Johannesweg.
 



 
Die ersten 14 km bis zur Ruine Prandegg sind kurzweilig und ein leichtes auf und ab. Ab der Ruine wurde es dann leider ziemlich warm da keine Wölkchen mehr die Sonne verdeckten - wochenlang sehnte man sich nach der Sonne und jetzt wo sie endlich da ist, ist sie schon zu heiß ;) Sellerie.
 



 
Das Wasser das wir dabei haben wurde schon langsam etwas knapp und wir sehnten uns nach der nächsten Ortschaft Sankt Leonhard bei Freistadt. Aber zuerst ging es noch einen kleinen Stichweg zum Herzogreither Berg mit Aussichtskanzel. Dieser Berg zeichnet sich wieder durch eine markante Felsformation - eine Felskanzel - aus Granit die wieder bestiegen werden kann wodurch sich ein wunderbaren Blick über das Mühlviertel eröffnet.  Laut Literatur kann man bei guter Fernsicht den Blick von Schneeberg bis zum Dachstein schweifen lassen. Es ist einer der schönsten Aussichtsplätze in der gesamten Region.
 

 
Die Granitfelsen sind sowieso eine wunderbare Sache hier in der Gegend. Sehr beeindruckend liegen die Felsen oder zu groß geratene Steine überall verstreut im Wald oder auf der Wiese. Manchmal alleine, manches mal als Ansammlung - so als wären Riesen über das Land gegangen und hätten einige Murmeln verloren. Laut Literatur sind diese Murmeln natürlich aufgeschlossener Granit mit Wollsackverwitterung. Weiters gehört zum typischen Verwitterungs- und Erosionsformenschatz der Region Felsenmeere, Wackelsteine und Felskanzeln. 

In Sankt Leonhard konnten wir dann endlich unseren Durst stillen und die Wasserflaschen auffüllen. Zuerst noch über die Hitze beklagt braute sich am anderen Ende des Mühlviertels ein Gewitter zusammen. Es bewegte sich in unsere Richtung und wir uns in seine. Die nächste Station und gleichzeitige Sehenswürdigkeit der Region den Galgenbichl von Weitersfelden erlebten wir schon in strömenden Regen. 




Zwei 5m hohe und 50cm dicke Pfeiler aus Granitsteinen gemauert, bilden das Grundgerüst des Galgens - das ziemlich schaurig aussieht bei Regen und dem aufsteigenden Dampf da die Sonne ja zuerst den ganzen Vormittag den Boden stark aufgeheizt hat. Darüber liegt ein Querbalken aus Holz. In einem Stein des rechten Pfeilers ist die Jahreszahl 1742 eingeritzt. Es soll in diesem Jahr die letzte Hinrichtung stattgefunden haben, allerdings durch das Schwert. Es ist der einzige noch erhaltene Galgen in Oberösterreich - ein Umstand der nur der Unterlassung (oder auch nur Faulheit?) des damaligen Grundbesitzers zu verdanken ist. Die Gerichtsbarkeit wechselte nach Freistadt und der Galgen hätte daher abgebaut werden sollen - wurde aber offensichtlich nie gemacht ;) 

Kurz nach dem Galgen kamen wir direkt ins Gewitter und suchten Unterschlupf in einem Gebäude kurz vor dem Ort Weitersfelden. Wir verharrten dort eine Stunde und bekamen sogar ein Bier zum besseren Aushalten. Als das Donnerwetter weiterzog hörte sogar der Regen fast komplett auf, es blieb nur mehr ein Tröpfeln. Unser Unterschlupf war kurz vor dem nächsten Naturschauspiel am Weg - die Zwischenstromwiese wo die Weiße und Schwarze Aist zusammenfließen und die Waldaist bilden. Bei guten Bedinungen kann man die unterschiedliche Färbungen des Wassers gut erkennen - so direkt nach einem Wolkenbruch fließen einfach nur zwei braune Suppen zusammen. 








Der Weiterweg war kurzweilig aber ohne herausragende Sehenswürdigkeit, das letzte Highlight des Tages bildete das Kammerer Kreuz eine Kapelle in Steinbloßbauweise. Diese Bauweise ist typisch für die Gegend und entstand wie so viele Traditionen aus der Not heraus. Die Steine sind nichts anderes als die Granitfelsen die in der Gegend rumkugeln - sie wurden mit der flachen Seite nach außen zu doppelwandigen Mauern aufgestockt, mit Sand und Erde gefüllt und mit Lehm und Kalk verfugt. Durch Jahre der Verwitterung wurde die Farbe an vielen Stellen jedoch abgewaschen und die grauen Granitfeldsteine kamen zwischen den weißen Putzflächen zum Vorschein. 


Die letzten Kilometer bis nach Kaltenberg waren wieder sehr kurzweilig und größtenteils auf Waldwegen, es ging die meisten Zeit bergab und nur das letzte Stück zum Ort nochmals bergauf - der Anstieg des Todes sozusagen ;) - denn es wurden damit 50 km und 1700 Höhenmeter für den ersten Tag. In 1.5 Tagen aufgeteilt wäre die Tour sicher wesentlich angenehmer gewesen haha






Quellenangabe: Ich habe mir das Wissen rund um die Plätze oder Beschaffenheit der Region von unterschiedlichen Homepages zusammengetragen. Meist aus Wikipedia oder den Seiten der Tourismusregion Mühlviertel (hier) und der offiziellen Homepage des Johannesweges (hier)

PS Wo habt ihr so eure Homepages gemacht bzw machen lassen? Ich bin mit Blogger höchst unzufrieden - ich kann nicht mal anständig mehr die Bilder in der Mitte positionieren ?



Sonntag, 13. Dezember 2020

Sonntag 26. September 2020 Probe aufs Exemple - 48km vom Hbf Wiener Neustadt zum Bh Payerbach-Reichenau


 Nach fünf Wochen Training wollte ich mal eine Probe auf Exempel machen und habe mir eine lange Distanz vorgenommmen. Vom Hauptbahnhof Wiener Neustadt über den Radweg kommt man bequem bis zum Bahnhof Payerbach-Reichenau am Eingang des Höllentals. Man folgt zuerst gerundete 12km den Eurovelo 9 bis Lanzenkirchen und anschließend 36km Schwarzatalradweg. Höhenmeter sind sehr bescheiden gute 200 sollten es ein, dafür aber beständig leicht aber unscheinbar bergauf. Sehr gefreut habe ich mich, dass Andrea spontan enschlossen hat mitzumachen. Wir hatten vor soviel zu laufen wie geht und so langsam wie möglich - also mit einem Pace von 06:30 bis 07:30. 


 

Die ersten km bis Lanzenkirchen gingen recht zügig, vllt ein bisschen zu schnell. Die erste Pause machten wir nach 20km in Schwarzau am Steinfeld. Andrea bekam etwas Schmerzen an der Sohle, aber mit Dehnen und der Pause ging es wieder. 


 

In Neunkirchen, nach 27km, füllten wir unsere Wasserflaschen wieder auf. Voller Motivation starteten wir weiter, doch langsam machten sich verschiedene Wehwechen bemerkbar. 

 


In Gloggnitz, nach 40km, spielten wir schon leicht mit dem Gedanken sich die letzten 8km zu schenken nach Payerbach. Dort wurden nämlich wieder die Wasserflaschen aufgefüllt und richtig Pause gemacht - vllt etwas zu lang, die Beine waren unglaublich steif als es wieder los ging und die letzten km waren dann wirklich eine Qual. Zumindest immer so lange bis der Körper wieder geschmeidig wurde. 


 

Wir waren soooo unglaublich froh endlich in Payerbach angekommen zu sein. Die Beine waren steif, das Knie schmerzte da und dort. Allerdings haben wir nicht erwartet da locker und flockig durchzukommen, die Distanz war sicher eine Nummer zu groß um nach fünf Wochen intensiveren Training - von 50km in einem Monat auf ca.50km pro Woche. Was uns aber sehr getaugt hat war das Wissen, das unser Körper nach 48km echt fertig war aber nicht die Kondition die wir in uns trugen. Von der Fitness her wäre es ohne Probleme möglich gewesen weiter zu laufen, wenn der Körper mitgespielt hätte ;) 

 


Dienstag, 1. Dezember 2020

Burgenland Extrem 22.01.2021

 Die Katze ist aus dem Sack! 

Ich mache bei der 10. Auflage von Burgenland Extrem mit. Ein - ungewünschtes - Weihnachtsgeschenk von meinem Freund Mann. Challenge accepted!

Meine längste Distanz die ich bis Ende August wandernd unterwegs war, waren 36km bei 1600 Hm in 10 Stunden bzw.  laufend die Halbmarathondistanz in 2h10min. Von 120km also noch sehr weit entfernt - zumindest kannte ich die Strecke schon da wir seit Jahren 1-2x im Jahr die Runde um den Neusiedlersee mit dem Rennrad absolvieren - da liegt unsere Bestzeit bei 4h40min.

Tja und wie bereitet man sich auf so etwas vor? Das Internet spuckt ziemlich wenig dazu aus, obwohl so viele Menschen jährlich daran teilnehmen ist das WWW dazu verhalten. Die Recherche hat zumindest ergeben, dass man sich in der Vorbereitung eigentlich wie für flache 100km Ultraläufe halten kann. Da ich jetzt nicht so der Typ bin der sich an straffe Trainingspläne hält habe ich mal für mich die Essenz rausgefiltert:

  • 3-4 wirklich lange Läufe, so 70-90km,  als Vorbereitung damit sich der Körper an die lange Dauerbelastung gewöhnen kann. Andere sagen, es braucht keine längeren Läufe als 30-35km, dafür aber jede Woche. 
  • Unbedingt erproben welche Lebensmittel man gut verträgt, viele scheiden bei langen Bewerben aufgrund von Magen-Darmbeschwerden aus.
  • Trainingsgelände an Bewerb orientieren d.h. in meinem Fall lange flache Läufe, wenig Höhenmeter.
  • Gehen und Laufen beansprucht verschiedene Muskeln, daher sollte beides trainiert werden
  • Stabi- und Kraftübungen sind umso wichtiger umso länger die Laufdistanz wird. Das Becken sollte während der gesamten Belastung in Ruhe sein und man sollte nicht mit dem Körper zu schlenkern anfangen. Damit auch keine Rückenschmerzen auftreten ist es wichtig den Rücken zu trainieren.
  • Gönne dir genug Ruhepausen um ein Übertraining zu vermeiden.
  • Achte auf den Wetterbericht und die vorherrschenden Bedingungen, entsprechend Kleidung und Verpflegung in den Rucksack packen.
  • Mentale Stärke ist das Schlüsselwort. Das Rennen wird mental entschieden, umso länger die Strecke umso leichter denkt man sich mittendrin "Warum mach ich das eigentlich?", daher sollte man sich auch mental auf diese Herausforderung einstellen und entsprechende Mantras zurecht legen und erproben um sie zum Einsatz zu bringen wenn ein mentales Tief kommt ... und das kommt sicher, die Frage ist nur wann. 
  • Der Körper wird Schmerzen entwickeln, auch weil man genug Zeit hat um sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dort zwickt es, da schmerzt es, hier zieht es ein wenig. Diese Schmerzen sollten übertaucht werden - der Körper spielt einem gerne Streiche - ausgenommen natürlich man tut sich ernsthaft weh oder entwickelt Schmerzen in einem vorbelasteten Bereich. 
  • Wenn man glaubt körperlich am Ende zu sein, dann mental stark bleiben, der Körper hat noch Kräfte in sich, er testet nur an wie groß die Motivation ist aufzugeben oder weiterzumachen. 
  • Ankerpunkte machen - cut the elephant into pieces - nicht an die 120km in einem Stück denken sondern an Abschnitte und jene mit positive Meilensteine verbinden. 
Falls ich noch etwas kriegsentscheidendes vergessen habe, immer her damit!
 
Mal sehen, nach den aktuellen Entwicklungen sieht es nicht so aus als würde es am 22.01.2021 wirklich stattfinde, ich tippe eher auf März wenn ich ehrlich bin. Ungarn hat bis 01.02.2021 die Grenzen dicht - also wenn es keine Sondergenehmigung gibt, dann ist zumindest Jänner mal aus dem Spiel als Austragungsmonat. 
 
 



Montag, 23. November 2020

Teil 2 Eisenerzer Alpenkammweg, vom Hinkareck zur Mödlinger Hütte

Wie ihr euch vllt noch erinnern könnt, haben eine gute Freundin und ich letztes Jahr den Plan gehabt die Reichensteintraverse als Tagestour zu machen (Link zum Blogpost). Doch leider verloren wir irgendwie irgendwo zu viel Zeit und brachen deshalb am späten Nachmittag beim Antonikreuz vorm Hinkareck ab und stiegen hinunter nach Wald am Schoberpass. Etwas mehr als die Hälfte war geschafft - aber der Rest wartete noch auf uns (ca. 15km und 1300hm). 

Jetzt, ein Jahr später, wurde es wieder Zeit den restlichen Abschnitt in Angriff zu nehmen. Da es auf diesem Abschnitt keine Hütte gibt, gab es drei Möglichkeiten:

1. Nachfragen bei der Seekaralm ob man die Notschlafstelle benützen darf. Die Alm liegt ca. 300Hm unterhalb der Kamms auf der Seite von Radmer. 

2. In der Früh von Wald am Schoberpass aus starten - noch ca. 1000Hm zusätzlich - und alles als Tagestour machen. 

3. Am Abend auf den Kamm aufsteigen und dort übernachten und am nächsten Tag von dort direkt in den letzten Abschnitt starten. 

Wir wählten natürlich Möglichkeit Nr. 3 - ein bisschen Abenteuer muss schon sein. Aufmerksame Leser werden sich jetzt fragen ob das überhaupt erlaubt ist dort oben zu übernachten. Ja ist es! Die Steiermark gehört zu den kulanten Bundesländern wo geplanten übernachten im alpinen Ödland erlaubt ist oder zumindest nicht ausdrücklich verboten, aber es gilt immer: Nichts zurücklassen! 

Freitag 18. September 2020

 

Nach der Arbeit ging es gemeinsam mit Andrea und zwei vollgepackten Rucksäcke nach Wald am Schoberpass. An der dortigen Bahnhaltestelle stellten wir das Auto ab und gingen den Weg, der letztes Jahr das Ende der Tour bedeutete wieder hinauf bis zum Eisenerzer Alpenkamm zum Antonikreuz. Das Wetter war atemberaubend schön, strahlend blauer Himmel und fast windstill. Da wir kurz vor Sonnenuntergang oben ankamen bauten wir auch alsbald mein Zelt auf - Premiere! 


Ich traute mich bis dato einfach nicht allein drin in der "Wildnis" zu übernachten, so bin ich froh, das ich das erste Mal mit einer guten Freundin erleben darf. Es ist natürlich klar das die Sorge, das etwas hier in den österreichischen Alpen passiert wenn man am Berg übernachtet sehr gering ist, aber naja Sorgen und Ängste sind leicht mal irrational. So war ich froh eine "entschärfte" Version erleben zu dürfen - nächster Evolutionsschritt ist dann wirklich allein im Zelt zu übernachten auf einer Weitwanderung. Aber nicht mehr heuer ;)

Der Platz war sicher nicht ideal, das war uns klar, denn wenn der Wind aufkommt in der  Nacht, dann schüttelt es uns durch - dem war dann auch so. Allerdings gab es oben am Kamm nicht viel ebene Flächen und geschützte schon gar nicht. Hier schützten wenigstens die Latschen ein bisschen.

Die Nacht verlief eigentlich sehr gut, ich stand einmal in der Nacht auf um das Zelt abzuspannen, wachte 2-3 weitere Male auf aber der Schlaf war sehr gut und erholsam. 

Samstag 19. September 2020

In der Früh ging ein fürchterlicher kalter Wind, das hielt uns aber nicht davon ab den Sonnenaufgang zu bestaunen. Kaum ging die Sonne auf, tauchte sie den gerade noch klaren Himmel in dichten Nebel. Wir ließen uns darauf hin Zeit mit dem Frühstück und Abbau. Pünktlich um halb 9 als wir bereit waren aufzubrechen lichtete sich der Nebel und ein blauer Himmel und eine grandiose Aussicht taten sich auf. 


Und schon ging es ans Gipfel sammeln, am Kamm entlang ging es immer Hügel rauf und wieder Hügel runter und wieder Hügel rauf. Nicht mal alle hatten einen Namen. 

Zuerst ging es natürlich vom Antonikreuz auf das Hinkareck (1932m). Anschließend kurz bergab und wieder bergan zum Speikkogel (1972m). Die zwei Gipfel waren eine gute Übung zum warm werden. Denn alsbald ging es dann doch einige Höhenmeter bergab und gleich drauf schweißtreibend bergauf. Diesmal begleiteten einem zumindest ein paar Murmeltiere. Die Lahnerleitenspitze (2027m) lag nicht direkt am Weg, kurz vorm Gipfel zog es den Weg wieder hinab zum nächsten Törl, aber den kurzen Abstecher gönnten wir uns. 

Kaum zu glauben aber schon waren wir dann am Heiligen Brunnen kurz vor dem Leobener Törl. Wir machten die erste richtige Pause, füllten unsere Wasserflaschen wieder auf, genossen den schönen Tag und die gute Aussicht.



Der Aufstieg zum Leobener (2036m) hatte es dann eh in sich. Gut angelegt aber bei mittäglichen Temperaturen zog es sich wie ein Kaugummi die 350 Höhenmeter hinauf. Oben war dann richtig viel los, doch nur kurz, kaum verlässt man den Gipfel und steig die 350 Hm wieder bergab ist man wieder allein unterwegs. Gemählich ging es am Sonnleitenkogel (1908m) vorbei und als letzten höhren Gipfel zum Blaseneck (1969m).

Ab da veränderte sich der Weg. Es ging keine Grasberge mehr hinauf und runter sondern innerhalb der Waldgrenze. Doch nur weil der Weg versteckt zwischen den Bäumen war ging es deshalb nicht weniger auf und ab - natürlich die "großen" Steigungen waren vorbei aber es ging weiterhin beständig dort 100Hm rauf, dann  70Hm runter und dann wieder rauf - Namen hatten die Hügerl aber keine mehr. Zwei hatten noch Bezeichnungen, der Anhartskogel (1750m) und dann ganz am Schluss der Spielkogel (1731m) - der letzte Hügel vor der Mödlinger Hütte. Zwischen Blaseneck und Anhartskogel gab es einen Abstieg nach Johnsbach das heißt es wurde immer mehr los umso mehr man sich der Hütte näherte. Es wurden dann richtig viele Ausflügler und Wanderer. Ganz ungewohnt nachdem man wieder stundenlang seit dem Leobener allein unterwegs war. 

 

Die Hütte selbst ging sich zeitlich nicht mehr aus, da wir ja noch den Abstieg vor uns hatten um rechtzeitig mit einem Zug (kommt nur alle 2h am Samstag) wieder nach Wald am Schoberpass zu kommen. Allerdings hatten wir Glück, beim Abstieg nahmen uns freundliche Grazer mit die uns bis zum Auto brachten. 

FAZIT:

Eine Nacht im Zelt und zwei Tage wandern war definitiv viiiiiieeeel zu kurz! Es hat mir unglaublich gut gefallen und ich möchte unbedingt mehrere Tage mit Zelt unterwegs sein, vllt trau ich mich dann auch einmal alleine unterwegs zu sein. Mich ärgert es ja so eine irrationale Sorge zu haben, aber bis dato habe ich sie noch nicht überwunden.